top of page
Search

Luftfeuchtigkeit ...relativ gesehen

Updated: Sep 17, 2023

Immer wieder gibt es Unsicherheiten bezüglich der Luftfeuchtigkeit des Humidors. Vor allem im Som­mer, wenn die Temperaturen steigen, gibt es für den Laien nicht einfach nachzuvollziehende Effekte. Um diese Unsicherheit zu nehmen, müssen wir einen kurzen Exkurs in die Physik machen.



Luft kann nur eine bestimmte Menge an Wasser aufnehmen. Und wie groß diese ist, hängt direkt mit der Temperatur zusammen:

Bei 2o°C kann 1 m³ Luft max. 17,3g Wasser aufnehmen, was folglich 100% rLf ergibt: rLf = [17,3/17,3]*100 = 100%


Ist mehr Feuchtigkeit vorhanden, dann kondensiert Wasser an den Wänden oder der Zigarre und wird als Nässe in winzigen Tröpfchen sichtbar. Ähnliches erlebt man als Brillenträger, wenn man mit einer "kalten" Brille einen warmen Raum betritt. Die Luft um die Brille herum wird abgekühlt und die nun überschüssige Feuchtigkeit schlägt sich als feiner Wasserfilm nieder.

Umgekehrtes passiert, wenn die Temperatur des Humidors von 20 auf 25°C steigt. Damit steigt auch die Fä­higkeit der Luft statt 17,3g nun gut 23g Wasser aufzunehmen.

Da jedoch im geschlossenen Humidor nicht mehr Feuchtigkeit zur Verfügung steht, reduziert sich dabei laut Formel die rLf.


rLf = [17,3/23] = 75%


Praxis:

Wir streben allgemein rund 70% rLf für das Wohlbefinden unserer Zigarren an. Bei 20°C entspricht dies 12,1g Wasser in der Luft (=70% von 17,3g). Die Sommertage erwärmen den Humidor nun auf 25 Grad. Das bedeutet laut Diagramm, dass 100% Luftfeuchtigkeit 23g Wasser entsprechen. Da jedoch nur 12,1g vorhanden sind, sinkt die rLf von 70 auf 52,6%.

rLf = [12,1/23] = 52,6%

Wenn der Humidor nun mit einem aktiven Befeuchter ausgestattet und Feuchtigkeit abgebend- und aufnehmendem Holz und Zigarren bestückt ist, beginnt es im Humidor zu rumoren:

Der angebrachte Feuchtigkeitsspender versucht natürlich durch Abgabe von mehr Wasser die rLf konstant auf 70% zu halten. So er­reicht man mit der Zeit wieder 70% rLf. Das bedeutet aber auch, dass die Luft jetzt 23g*70%=16,1g enthält - also gut 4g/1/4 mehr als zuvor.


Solange die Temperatur bei 25 Grad bleibt, ist alles gut. Wenn aber die Temperatur sinkt (abends oder bei kühler werdenden Tagen) befinden sich noch immer 16,1g Wasser in der Luft. Zigarren und Holz geben zwar schnell Feuchtigkeit ab, sind bei der Aufnahme jedoch sehr langsam. Die rLf beginnt zu steigen erreicht schnell 80…90% und mehr. Das ist wiederum das optimale Milieu für Schimmelbildung.

rLf = [16/17,3] = 92,5%

Wenn die Masse des Humidors im Verhältnis zur freien Luftmenge groß ist, kompensiert das Holz und die Zigarren die Schwankungen recht gut, man merkt also kaum etwas von der Achterbahnfahrt.

Allerdings wird so auch die Ursache des Problems kaschiert, dass Zigarren immer wieder "lätschert" werden, sich die Aromen sich negativ verändern und sogar Deckblattschäden und weißliche Ausblühungen an der Oberfläche entstehen können. Denn vor allem die Zigarren nehmen nun zusätzlich Feuchtigkeit auf - obwohl scheinbar alles in Ordnung ist, da das Hygrometer stabil 70% anzeigt. Je häufiger dieses Auf und Ab stattfindet, desto massiver treten diese Effekte in Erscheinung - obwohl alles stabil scheint.


Was tun?

Für Tischhumidore empfehle ich Bovedas. Sie können in einem bestimmten Umfang nämlich nicht nur Feuchtigkeit abgeben, sondern diese auch wieder aufnehmen. Sie reagie­ren zwar recht träge, aber normalerweise ausreichend schnell um die rLf mit +-3% konstant zu halten.

Bei aktiven Befeuchtern, wie sie typischerweise in Schränken zum Einsatz kommen, besteht der Trick einfach darin, die Schranktür abends, wenn die rLF stark ansteigen sollte, ein paar Milimeter geöffnet zu lassen. Manche Schränke sind ohnehin nicht mehr vollkommen luftdicht, sondern mit einem Spalt versehen. Das sorgt durch den Austausch mit der Umgebungsluft für halbwegs akzeptable Konstanz der rLf.


Oder einfach kurz zum Stoßlüften die Türe öffnen…

Achtung: Wenn man die Zigarren agen will, ist ein zu häufiger Luftaustausch der Aromaentwicklung abträg­lich!

Moderne intelligente Befeuchter berücksichtigen die Temperatur und das Anstiegverhalten der rLf und feuchten nur mehr dezent nach, um so negative Effekte zu minimieren.

[ Anmerkung: Einfachheitshalber wurden die Beispiele für 1m³ Luftvolumen im Humidor berechnet.]

Comentários


bottom of page